Kaum etwas ist herzzerreißender als ein neuer Welpe, der scheinbar ohne Grund jault und sich nicht mehr beruhigen lässt. Eine Ursache gibt es immer – doch diese herauszufinden ist gar nicht so einfach. Vielleicht bekommt der Kleine gerade neue Zähne?
Oder wurde er erst kürzlich von seiner Mutter getrennt und vermisst sein Rudel? Auch gesundheitliche Probleme und Schmerzen können bereits im Welpenalter vorhanden sein und sollten im besten Fall ausgeschlossen werden können; nur wenn du die Ursache eruierst kannst du einem Welpen das Jaulen abgewöhnen.
Der Welpe jault ohne Grund? So findest du ihn trotzdem heraus
Vermutlich jault dein Hund nicht das erste Mal scheinbar grundlos, wenn du bereits nach Tipps suchst, um es ihm abzugewöhnen. Es gilt zunächst herauszufinden, wann es denn üblicherweise dazu kommt. Analysiere, ob es sich dabei um etwa dieselbe Uhrzeit handelt, oder um andere Situationen, die immer wiederkehren und vom Jaulen begleitet sind.
Ein Welpe jault beim Spazieren gehen beispielsweise dann, wenn ihm der Spaziergang zu lange dauert. Eine halbe Stunde solltest du einem erst wenige Wochen alten Welpen nicht zumuten.
Wenn der Welpe zu früh von der Mutter getrennt wird, kann dies ebenfalls der Auslöser sein. Noch viel schlimmer wird es dann, wenn Mutter und Welpe nicht weit voneinander entfernt wohnen und der Welpe beim Spazierengehen immer wieder die eigene Mutter riecht. Ebenfalls häufig zu beobachten: Der Welpe heult nachts.
Basieren die Laute eher auf physischen Begebenheiten, lässt sich dies noch um ein Vielfaches einfacher feststellen. Wachsende Zähne kannst du selbst sehen und der Welpe spürt sie; hier können gekühlte Kaugegenstände und Beißringe Abhilfe schaffen.
Hat dein Liebling anderweitig Schmerzen, erkennst du dies daran, dass er sich besonders häufig an der betroffenen Stelle ableckt. Oder er versucht, diese Körperstelle vor deinen Berührungen zu beschützen (zum Beispiel durch Wegdrehen).
Das hier sind die häufigsten Ursachen, weshalb ein Welpe ohne Grund jault:
- Angst, Stress
- Einsamkeit
- Schmerzen, Krankheit
- mangelnde Auslastung ebenso wie zu viel Anstrengung
- dringendes Lösebedürfnis
- Albträume
Gegenmaßnahmen: einem Welpen das Jaulen abgewöhnen
Die verschiedenen Wege und Mittel, die gegen das Jaulen helfen, hängen schlussendlich von der Ursache ab und unterscheiden sich auch gravierend.
In jedem Fall ist aber wichtig, dass dein Hund mit einem “Nein” oder “Aus” nichts Negatives verbindet; belohne ihn also, wenn er brav reagiert und tatsächlich mit dem Jaulen aufhört und sorge zeitgleich dafür, dass er sich über etwas anderes freut.
Der Welpe heult nachts – Albtraumprävention und Durchschlafhilfe
Wenn dein Welpe während des Schlafes heult – nicht halb wach, sondern wirklich im Schlaf – dann plagt ihn wahrscheinlich ein böser Traum. Solange der Kleine nur winselt oder leise heult, ist dies noch kein Grund zum Einschreiten.
Zeigt er hingegen starke körperliche Reaktionen (zum Beispiel starkes Zittern oder Laufbewegungen, auch ein Knurren oder Schnappen) solltest du ihn SANFT aufwecken. Zu abruptes Aufwecken kann wie beim Menschen auch zu kurzzeitigen Herzrhythmusstörungen führen.
Kommen solche nächtlichen Szenarien häufiger oder gar regelmäßig vor, können abendliche Nahrungsergänzungsmittel helfen, die das Durchschlafen fördern.
Die Verwendung hängt allerdings wieder von euren täglichen und nächtlichen Routinen ab: Wenn du deinem Welpen angewöhnst, dass ihr auch nachts spazieren geht, sind Durchschlafmittel eher nicht anzuraten.
In vielen Fällen genügt es auch, den Geruchssinn des Welpen im Schlaf zu stimulieren; zum Beispiel mit einem Schnüffelteppich, der schon mehrmals verwendet wurde und auf dem schon Gerüche haften. Das muss nicht zwingend zu einem Aufwecken führen.
Die Mär vom Alleinebleiben – der Hund heult wenn er alleine ist
Falls dein Hund heult wenn er alleine ist, hat er schlichtweg Trennungs- und Verlustängste. Hunde leben immer im Jetzt und denken über die Zukunft nicht nach. Behalte das stets im Hinterkopf: Wenn mein Welpe jault wenn ich den Raum verlasse, geht er davon aus, dass diese neue Situation auch so bleibt.
Brave Hunde, die “alleine bleiben können”, sind nicht automatisch entspannt, nur weil sie es vermeintlich gewöhnt sind, alleine zu bleiben. Sie befinden sich trotzdem in einem Zustand der Anspannung, weil alleine sich durch die Domestizierung in der Wohnung nicht am Leben halten können (Futterbeschaffung).
Auch wenn ein wilder Hund oder ein Wolf von seinem Rudel verstoßen wird, steht er unter dieser Art von Stress und lässt die Situation lediglich über sich ergehen, bis es die Chance auf eine bessere gibt; das bedeutet aber nicht, dass sie für ihn angenehm ist.
Das Optimum wäre also, deinen Hund gar nicht alleine zulassen, was aber mit dem modernen Alltag eines Menschen nicht vereinbar ist.
Also führt nur Training zur einzigen Lösung: Wenn dein Hund alleine war, und zwar egal wie lange, belohne ihn im Anschluss mit den besten Dingen und mit allem, was sein Herz gerade begehrt.
Dadurch lernt er, dass das Aushalten von schlimmen Dingen für ihn zur großartigsten Belohnung überhaupt führt; und zwar ausnahmslos jedes Mal!
Angstheulen bei Welpen – kein Welpe jault ohne Grund
Junge Hunde heulen vor allem dann aus Angst, wenn ihnen eine gewisse Situation Unbehagen bereitet oder fremd ist. Wenn dein Hund erst vor Kurzem vom Muttertier weggezogen ist und dich und deine anderen Familienmitglieder noch nicht kennt, hat er euch auch als Rudel noch nicht anerkannt.
Er denkt somit, wie eben beschrieben, dass er alleine in dieser so großen Welt klarkommen muss. Hier ist tierpsychologisches Feingefühl gefragt: Heißt den Welpen in eurem Rudel willkommen und behandelt ihn, wie andere Hunde ihn im Rudel behandeln würden.
Tritt diese Angst nur in bestimmten Situationen auf, weil er beispielsweise ein bestimmtes Geräusch nicht mag, überdurchschnittlich große Menschen oder Regen, hilft nur aktive Therapie: Konfrontiere deinen Hund bei Gelegenheit mit der Situation; und wenn es nur wenige Sekunden dauert. Behalte ihn durch Belohnung bei gleichzeitigem Reiz in deiner Nähe. Auch in dieser Situation verbindet der Hund mit dem Erlebtem etwas Positives.
Von großem Vorteil ist es, wenn dein Welpe in einen Haushalt einzieht, in dem bereits ein älterer, erfahrener Hund vorhanden ist. Dieser dient dann regelrecht als Vermittler zwischen Welpe und Mensch und bietet dem Jungtier Sicherheit; selbst wenn der erfahrene Hund nicht aus demselben Tierheim oder vom selben Züchter stammt.
Die richtige Auslastung
Gerade im Welpenalter ist es schwierig, den richtigen Level an Beschäftigung zu finden. Spaziergänge und Schnüffelarbeit sind nur zwei der vielen Möglichkeiten, die sich bieten. Gerade die Gassirunden sind es jedoch, die zu Beginn unterschätzt werden.
Ja: Auch Hunde können einen Muskelkater bekommen. Und im Gegensatz zu uns Menschen, die in der Regel nur ihre Muskeln beim Spaziergang fordern, strengen Hunde auch ihr Köpfchen an, indem sie die Fährten anderer Tiere lesen.
Als Faustregel gilt: Pro Lebenswoche des Hundes eine Minute gassigehen. Bei den jüngsten Welpen solltest du lieber sehr kurz und dafür öfters am Tag nach draußen gehen, damit sie sich lösen können; etwa alle zwei Stunden und zwischendurch, wenn der Welpe deutlich zeigt, dass er sein Bedürfnis verrichten möchte. Kommt der Welpe also frisch mit einem Alter von drei Monaten zu dir, reichen zehn Minuten an der Luft vollkommen aus.
Hinzu kommt natürlich das Spielen zu Hause: Gönne deinem Vierbeiner etwas Ruhe nach dem Spazierengehen und fordere ihn nicht zu sehr.
Erstens erreichst du damit nur das Gegenteil von dem, was du möchtest: Dein Welpe jault beim Spazieren gehen ohne Grund (scheinbar), weil er den Muskelkater nicht kennt und nicht weiß, wie er damit umgehen soll.
Zwar wird er sich irgendwann an die Belastung gewöhnen, aber genau damit entsteht das nächste Problem: Sobald er sie gewöhnt ist, fordert er dieses hohe Maß an Aufmerksamkeit auch von dir ein. Damit schließt sich der Kreis und ein längeres Alleinbleiben ohne Jaulen wird umso schwieriger bis ganz unmöglich.
Das Training ist der Schlüssel
Wenn du deinem Welpen das Jaulen abtrainieren möchtest, steht zweifelsohne das konsequente und richtige Training im Vordergrund. Eine online Welpenschule kann dir helfen, die Ursachen zu finden und aktiv dagegen vorzugehen.
Sobald du weißt, was dem Heulen zugrunde liegt, kannst du die geeigneten Trainingsmaßnahmen festlegen und stückweise die Gefühle von Angst, Stress, Einsamkeit und Überforderung in etwas Positives umwandeln.
Bei Welpen funktioniert das Prinzip der Ablenkung in der Regel sehr gut; beginnt er plötzlich mit dem Jaulen, dann hab am besten schnell irgendeinen ähnlich intensiven Reiz parat; zum Beispiel sein absolutes Lieblingsspielzeug!
Die Aufmerksamkeit sollte nun auch beim Lieblingsspielzeug bleiben und dein Hund verdient eine Belohnung. Bei Schmerzen, die bereits eine gewisse Stärke haben, wirkt Ablenkung aber nicht immer so gut.
Außerdem ist das Timing bedeutend: Ein Welpe lernt während der Präge- und der Sozialisierungsphase besonders leicht, besonders viel, besonders schnell und besonders gerne.
Alles, was er während dieser beiden Phasen kennenlernt – oder auch nicht – prägt ihn sprichwörtlich für den Rest seines gesamten Lebens. Daher ist die Konsequenz im Training relevant: Sobald du mitbekommst, dass er scheinbar grundlos zu winseln beginnt, kannst du bereits einschreiten, bevor daraus ein tatsächliches Jaulen wird.
Ein Hund, der schon drei Jahre alt ist, aus dem Tierheim kommt und einiges an Lebenserfahrung gesammelt hat, lässt sich dieses Verhalten wesentlich schwieriger abgewöhnen; er hat in den letzten Jahren womöglich genau Gegenteiliges gelernt: dass er Aufmerksamkeit nur bekommt, wenn er sie lautstark einfordert.
Tipps zum Umgang mit den verschiedenen Gründen für das Jaulen eines Welpen
- Angst und Stress:
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- Schaffen Sie eine ruhige und sichere Umgebung für Ihren Welpen.
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- Vermeiden Sie laute Geräusche oder Situationen, die Angst auslösen könnten.
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- Bieten Sie Ihrem Welpen Rückzugsmöglichkeiten, wie eine gemütliche Hundehütte oder einen abgetrennten Bereich.
- Einsamkeit:
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- Verbringen Sie ausreichend Zeit mit Ihrem Welpen und geben Sie ihm genügend Aufmerksamkeit.
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- Stellen Sie sicher, dass Ihr Welpe genügend soziale Interaktion mit anderen Hunden oder Menschen hat.
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- Erwägen Sie die Möglichkeit, einen Hundesitter oder eine Hundetagesstätte in Anspruch zu nehmen, wenn Sie längere Zeit abwesend sind.
- Schmerzen und Krankheit:
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- Konsultieren Sie einen Tierarzt, um mögliche gesundheitliche Probleme auszuschließen oder zu behandeln.
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- Bieten Sie Ihrem Welpen Komfort und Unterstützung, zum Beispiel durch eine weiche Schlafunterlage oder spezielle Spielzeuge.
- Mangelnde Auslastung oder zu viel Anstrengung:
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- Stellen Sie sicher, dass Ihr Welpe ausreichend Bewegung und geistige Stimulation erhält.
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- Bieten Sie ihm verschiedene Spielzeuge und Aktivitäten an, um ihn zu beschäftigen.
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- Achten Sie darauf, dass Ihr Welpe nicht überfordert wird und genügend Ruhepausen hat.
- Dringendes Lösebedürfnis:
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- Bringen Sie Ihrem Welpen frühzeitig bei, wo er sein Geschäft erledigen kann.
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- Bieten Sie ihm regelmäßige Möglichkeiten, sich zu lösen, insbesondere nach dem Essen, Trinken oder Schlafen.
- Albträume:
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- Geben Sie Ihrem Welpen Sicherheit und Beruhigung, wenn er nachts aufwacht.
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- Bieten Sie ihm einen gemütlichen Schlafplatz und eine vertraute Umgebung.
Ein Abschlusswort
In der Welpenerziehung kann – wenn die tierpsychologischen Grundsätze nicht bekannt sind – sehr viel schiefgehen. Das Resultat sind Verhaltensweisen, die sich später nur unter großer Mühe wieder abtrainieren lassen.
Die Zeit, die du während der Prägungs- und Sozialisierungsphase in das Lernen und in die Ausbildung deines Welpen steckst, macht sich in den späteren Jahren mehr als nur bezahlt.
Wenn mein Welpe jault wenn ich den Raum verlasse, ist dies ein Zeichen dafür, dass noch viel Arbeit ansteht. Und diese Zeit sollte ich mir unbedingt nehmen, wenn ich einen wohlerzogenen, braven und entspannten Hund haben möchte. Und bedenke: Kein Welpe jault ohne Grund.